|
Abstract |
Das EU-Projekt AWIN (Animal Welfare Indicators) hat zum Ziel, ein weltweites Netzwerk zum Thema Tierschutz und Wohlbefinden von Tieren zu erstellen, durch welches Forschungsergebnisse und neue Erkenntnisse ausgetauscht werden können. Diese Informationen sollen auch dem Gesetzgeber zur Verfügung gestellt werden, um neue Gesetze auf wissenschaftlichen Grundlagen beschließen zu können. Des Weiteren soll diese Plattform zu Trainingszwecken genutzt werden, damit Personen, die im Bereich Tierschutz arbeiten, sich fortbilden können.
In vier Arbeitsgruppen wird am Tier zum Thema Wohlbefinden und Schmerz geforscht. In der ersten Arbeitsgruppe werden Beurteilungsprotokolle für Ziegen, Schafe, Pferde, Esel und Puten erarbeitet, um Wohlbefinden und Schmerz objektiv bestimmen zu können. Dabei geht es sowohl um die Erfassung individueller Parameter, als auch um haltungsbedingte Parameter wie Tierdichte, Gruppengröße oder Mensch-Tier-Interaktion. Das Ziel dieser Protokolle ist die einfache Anwendbarkeit auf große Tierbestände.
Die zweite Arbeitsgruppe erforscht die Beziehung zwischen Wohlbefinden und Krankheit bzw. Schmerz. Der Einfluss von akuten oder chronischen Schmerzen kann das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Anhand des Krankheitsbildes der akuten und chronischen Hufrehe sowie durch den chirurgischen Eingriff einer Kastration an gesunden Pferden sollen Schmerzindikatoren am Pferd erforscht werden. Die akute Hufrehe dient als Modell für sehr starke Schmerzen. Die Schmerz-assoziierten physiologischen Parameter Herzfrequenzvariabilität und Zytokinreaktion im Blut werden bestimmt. Mit einem Schmerzbeurteilungsbogen werden außerdem ethologische Parameter wie z. B. Körperhaltung, Kopfbewegungen, Lahmheitsgrad, abnormale Gewichtsverlagerungen, Mensch-Pferd-Interaktionsverhalten und weitere physiologischen Parameter wie Atemfrequenz, Herzfrequenz, Darmgeräusch und Körpertemperatur erhoben. Durch das Krankheitsbild der chronischen Hufrehe sollen die ermittelten Schmerz-assoziierten Parameter auf ihre Aussagefähigkeit auch für weniger starke Schmerzen überprüft werden. In der Kastrationsstudie werden Basiswerte ohne Schmerzen vor dem chirurgischen Eingriff erhoben und mit den Werten nach der Kastration verglichen. Neben den oben genannten Parametern werden zusätzlich Cortisolmetaboliten im Kot bestimmt und es werden Videoaufzeichnungen von der Mimik des Pferdes gemacht und ausgewertet. Außerdem soll der Einsatz von Schmerzmitteln vor und nach der Kastration und deren Einfluss auf das Befinden des Pferdes nach der Operation erforscht werden. Das Forschungsziel der zweiten Arbeitsgruppe ist die Bestimmung von geeigneten Messparametern, durch die Schmerz objektiv beurteilt werden kann.
Die dritte Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Einfluss von pränatal erlebtem Stress auf die Individualentwicklung des Fohlens. Veränderungen in der Herdenstruktur, soziale Isolation oder abruptes Absetzen des letzten Fohlens während sensibler Trächtigkeitsphasen beeinflussen die tragende Stute und den Foetus. Nach der Geburt wird das Verhalten der Mutterstute und die Entwicklung des neugeborenen Fohlens beobachtet.
In der vierten Arbeitsgruppe schließlich wird das wissenschaftliche Netzwerk zusammengesetzt. Neben wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Publikationen werden auch Lernmaterialien („learning objects“) erarbeitet und zur Verfügung gestellt. „Learning objects“ sind digitale Lernmaterialien, in denen spielerisch Stück für Stück der Lerninhalt interaktiv erarbeitet werden kann. |
|