Home | << 1 >> |
Hübener, E. (2007). Pferdgerechte Hilfen und der Zeitgeber dafür (Vol. 1/2007). D-86938 Schondorf: Wu Wei Verlag.
Abstract: Harmonie zwischen Mensch und Pferd und Verständnis des Reiters für körperliche Beschaffenheit und Verhaltensweise des Pferdes fordern wahre Hippologen seit Jahrhunderten. Dauernde intensive Aufmerksamkeit ermöglicht dem Pferd, kaum sichtbare Signale des Leittiers oder des Reiters (!) wahrzunehmen und blitzschnell zu befolgen. Wir müssen mit dem Pferd also nicht umgehen, als sei es unwillig oder taub.
Wenn der Reiter in perfekter Balance sitzt, möchte sein Schenkel während des Vorsetzens des gleichseitigen Pferde-Hinterbeins “selbsttätig” an den wegschwingenden Pferderumpf fallen. Dies ist der einzige Moment, in dem das Pferd eine vorwärtstreibende, seitwärtstreibende oder verhaltende Einwirkung des Reiters unmittelbar befolgen kann. Video-Aufnahmen bestätigen, was wir bereits vor über hundert Jahren wußten, was dann in unserer “Sportorganisation” aber irgendwie in Vergessenheit geriet. Natürlich dürfen wir den Schenkel nicht ständig ans Pferd fallen lassen, weil das Pferd das dann nicht mehr als Signal wertet. Wie die Schenkeleinwirkung 'an-' und 'abstellbar' ist, wird erläutert. Für das reiterliche Niveau hierzulande ist von entscheidender Bedeutung, daß junge Reiter an der Basis mit dem “selbsttätigen Schenkel” vertraut gemacht werden, sobald sie halbwegs sattelfest geworden sind. Jugendliche erlernen ihn spielend und verlieren ihn nie mehr, Erwachsene haben es da mangels ausreichender Beweglichkeit ihres Beckenringes wesentlich schwerer. Angesichts des höchst unzureichenden Angebotes guten Reitunterrichts könnte ein Lehr-Video zu diesem Thema überaus nützlich sein. Sponsoren dafür werden hier gesucht! Für Reiter, die den Balancesitz beherrschen und somit fühlen, wie ihre Schenkel an den wegschwingenden Pferderumpf fallen, ist Reiten fortan im Wesentlichen Selbstdisziplin. Daß wir wichtigste Elemente der Reitkunst verlieren können, wenn wir uns nicht mehr wissenschaftlich mit ihrem Inhalt auseinandersetzen, ist für den Autor Anlaß, sich in diesem Aufsatz erneut für interdisziplinäre universitäre Forschung zur Reitlehre und für die Unterstützung solcher Projekte durch die Spitzenorganisation einzusetzen. |